Beziehungen gestalten

In meinem heutigen Blog möchte ich zu meinem übergeordneten Thema „Resilienz“ über die Bedeutung von Beziehungen und Netzwerken sprechen.

Wir sind von Beginn unseres Lebens an auf gute Beziehungen angewiesen, kein Neugeborenes kann allein überleben, in den frühen Stammesgesellschaften war der Ausschluss aus der Gemeinschaft gleichbedeutend mit einem Todesurteil.

Ich sehe das soziale Netz als ein kreisförmiges Gebilde mit mehreren Ebenen. Im innersten Kreis befinden sich die engsten Familienangehörigen, vielleicht ein oder zwei sehr gute Freunde, Lebensmenschen. Im nächsten Kreis sind die Freunde und die erweiterte Familie, sofern der Kontakt gut ist, angesiedelt, und in den äußeren Kreisen sehe ich entferntere Freunde und Verwandte, gute Bekannte, Kollegen, Menschen, mit denen ich Interessen teile und / oder manchmal etwas unternehme.

In einem guten sozialen Netz ist jeder Kreis besetzt, da fühle ich mich geborgen und gehalten, gut aufgehoben. In meiner therapeutischen Arbeit habe ich es oft genug mit Menschen zu tun, deren Netz unvollständig oder sehr dürftig ist, sie fühlen sich häufig einsam und allein, bei manchen habe ich das Gefühl, dass sie keine Psychotherapie bräuchten, sondern ein, zwei gute Freunde und ein paar Bekannte, mit denen sie mal ins Kino oder in einen Gastgarten gehen könnten.

Die Beziehungsfähigkeit, das heißt, die Bereitschaft, sich auf Beziehungen überhaupt einzulassen, sie aufzubauen und zu gestalten, steht in einem unmittelbaren Zusammenhang mit unseren frühen Erfahrungen. Eine unsichere oder unstete Bindung zu den Hauptbezugspersonen in den ersten Lebensjahren kann diese Fähigkeiten in erheblichem Maße einschränken, aber auch massive Kränkungen und Verletzungen im späteren Leben, insbesondere durch Menschen, die mir sehr viel bedeuten, können das Vertrauen in mich selbst und in andere stark erschüttern. Auf diese Dinge näher einzugehen würde den Rahmen meines heutigen Blogs sprengen.

Ich möchte an dieser Stelle noch ein paar Gedanken zu den sogenannten sozialen Netzwerken, Facebook, Twitter und Co., anführen. Oft genug werden sie, vor allem in Zusammenhang mit Jugendlichen, sehr kritisch angesehen. Dies finde ich einerseits gut, aber ich denke, dass Kinder und Jugendliche angeleitet werden müssen, wie man damit umgeht, sie auf mögliche Gefahren hinweisen.

 

Ich selbst bin auf mehreren Netzwerken vertreten, zum einen als Autorin, in diesem Fall nütze ich sie, um auf mich und mein Buch aufmerksam zu machen, unter anderem schreibe ich auch deshalb regelmäßig an meinem Blog. Zum anderen macht es mir Freude, mit interessanten Menschen in Kontakt zu treten und mich mit ihnen auszutauschen, und es gibt mir die Möglichkeit, mit Freunden und Familienmitgliedern, die teilweise über die halbe Welt verstreut sind, verbunden zu bleiben. Aber, und das ist mir ganz, ganz wichtig: Sie sind keinesfalls ein Ersatz für direkte, sozusagen analoge Kommunikation, ich mag die Menschen sehen, hören, riechen, vielleicht auch umarmen, sie einfach spüren. Und das geht nur wenn ich sie im realen Leben treffe!

Kommentar schreiben

Kommentare: 1
  • #1

    Ingrid (Sonntag, 01 Dezember 2019 08:00)

    Du sprichst mir aus dem Herzen! Danke für deine Beiträge Herta!