LÖSUNGSORIENTIERUNG
(Fortsetzung zum Thema: Resilienz)
Als weiterer Faktor zur Stärkung der Resilienz wird die Lösungsorientierung genannt. Damit ist gemeint, dass ich meinen Blick nicht darauf richte, was an einer Situation schlecht ist, sondern darauf, was gut und hilfreich ist, nicht nach Fehlern, sondern nach Lösungen zu suchen, das Beste aus der jeweiligen Situation zu machen.
Dazu ein Beispiel, wie ich es so oder ähnlich öfter in Therapiesituationen erlebe: in der Familie häufen sich Konflikte mit dem pubertierenden Sohn (oder der Tochter), das Klima innerhalb der Familie wird zunehmend schwierig, die Eltern haben das Gefühl, ihr Kind tut was es will, hält sich an keine Regeln mehr, die Eltern schimpfen und setzen Sanktionen, das Kind erlebt dies als Ablehnung seiner Person, es protestiert, verweigert sich und wird noch auffälliger, es wird noch mehr geschimpft - ein Teufelskreis, in dem das Gute, die Liebe zwischen Kind und Eltern manchmal verschüttet werden. Wenn ich dann die Eltern frage, was sie an ihrem Kind schätzen oder lieben, ist das für beide Parteien manchmal so etwas wie ein „Aha-Erlebnis“. Das Kind fühlt sich auf einmal wieder akzeptiert und angenommen, die Eltern kommen drauf, wie viele gute Seiten ihr Kind doch hat. Dies kann die gesamte Familienatmosphäre entspannen und den Weg freimachen für kreative Lösungen.
Aus der Hypnotherapie nach Milton Erickson kennt man den Begriff der „Problemtrance“, das heißt, ich bin völlig fokussiert auf das Problem, meine Gedanken kreisen darum, ich sehe keinen Ausweg mehr. Meistens entsteht diese Problemtrance auf dem Boden alter, negativer Erfahrungen oder Einstellungen aus der Herkunftsfamilie, aus denen ich sogenannte „believes“ oder „Glaubenssätze“ gebildet habe.
Wenn zum Beispiel in meiner Familie Leistung als Wert sehr hoch gehalten wurde bei gleichzeitiger Vernachlässigung der Befindlichkeit, kann es sein, dass ich auch später unter einem hohen Leistungsdruck stehe und darauf vergesse, auf mich selbst zu achten, auf ausreichende Erholung, gute Ernährung, genügend Schlaf und Ausgleich – eine ideale Ausgangsposition für ein Burnoutsyndrom.
Hilfreich wäre es, diese Glaubenssätze ausfindig zu machen, eventuell auch durch Psychotherapie oder Selbsterfahrung, und durch neue Glaubenssätze zu ersetzen. Zum Beispiel könnte dann aus dem Satz „Wer rastet, der rostet“ oder „Nur wer etwas leistet, ist etwas wert“ ein neuer Satz wie „Nur wenn ich gut auf mich und meine Energien achte, kann ich leistungsfähig bleiben“ werden. Diese Neuorientierung kann mir helfen, aus der Hilflosigkeit und Ohnmacht einer scheinbar ausweglosen Situation hin zu neuen Lösungsansätzen zu kommen und neue Wege zu gehen.
Lösungsorientierung heißt auch, mir darüber klar zu werden, was ich will, und mit Mut und Fantasie Möglichkeiten zur Verwirklichung finden. Manchmal braucht es dazu auch die Bereitschaft, die Komfortzone zu verlassen, Altes loszulassen und sich auf Neues einzulassen.
WER ETWAS NICHT WILL, SUCHT GRÜNDE, WER ETWAS WILL, SUCHT WEGE!
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Ingrid (Sonntag, 20 Oktober 2019 18:45)
Ein toller Beitrag, danke!