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Leben im Augenblick

Beim Beobachten von Kindern fasziniert mich immer wieder, wie sehr sie im Augenblick leben. Da ist in diesem Moment nur wichtig, dass ein Marienkäfer über ein Blatt krabbelt, das Spiel mit einem Hund und einem Ball, das Malen eines Bildes oder auch die unglaubliche Intensität, mit der in einem Rollenspiel in die Rolle einer Mama, die ihrem Puppenkind die Haare bürstet, geschlüpft wird, oder der Bagger, der Sand in einen Lastwagen schaufelt. Da ist kein Platz für das Gestern oder das Morgen, nur das „Jetzt“ ist wichtig.

Leider verlernen wir vieles davon, der Alltag mit seinen Anforderungen und den vielen Dingen, die bedacht werden müssen, hindert uns daran. Wie kann ich hingebungsvoll einen krabbelnden Käfer beobachten, wenn ich gleichzeitig darüber nachdenke, was ich noch alles einkaufen muss? Wie kann ich selbstvergessen an einem Bild malen, wenn mir der Streit vom Frühstückstisch oder die Rüge vom Vorgesetzten noch nachhängt? Und wie kann ich ganz in der Gegenwart leben, wenn ich mir um die Zukunft Sorgen mache, um meinen Arbeitsplatz, um die nächste Miete, oder auch um die Klimaerwärmung?

Ich glaube, dass das Eine das Andere nicht ausschließen muss. Natürlich ist es notwendig, dass wir Vorsorge für unsere Zukunft treffen, dass wir uns Gedanken um den Zustand unseres Planeten machen und den Streit vom Frühstückstisch und die Rüge unseres Vorgesetzten bedenken und analysieren.

 

Aber über all dem sollten wir nicht vergessen, auf die kleinen Dinge zu achten und sie wertzuschätzen, die Blume, die gerade aufgeblüht ist, der Regentropfen, der in der Sonne glitzert, der liebevolle Blick meines Partners oder das Lachen eines Kindes. In diesen Momenten könnten wir selbst zum Kind werden und uns vollkommen dem Augenblick hingeben.  Eine Aneinanderreihung solcher Glücksmomente, wie glitzernde Perlen an einer Schnur, könnten damit zu einem gelingenden, zufriedenen Leben beitragen.

 

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